Der freie Fall

„Es ist mit nichts zu vergleichen“, schwärmt Margrit Nagel. „Man muss es selbst erleben, um es zu verstehen.“ Was sie meint, ist der Sprung aus einem Flugzeug in etwa 4.000 Metern Höhe, der freie Fall und anschließende Sinkflug mit dem Fallschirm. In Fehrbellin findet dieses Ereignis bis zu 18.000 Mal im Jahr statt.

Sie selbst habe bereits 1.500 Sprünge in ihrem Leben absolviert, erzählt Margrit Nagel, Geschäftsführerin der TAKE OFF Fallschirmsport GmbH. Ihr erstes Mal war 1991 in Schleswig-Holstein – es war ein Tandemsprung, den sie geschenkt bekommen hatte. Sie spürte, was fast alle Springer direkt nach der Landung spüren: „totales Glück“. Noch am gleichen Tag habe sie sich für die Ausbildung angemeldet, erinnert sie sich. Nagel, gelernte Verwaltungsfachangestellte, die schon in der Buchhaltung und der Werbebranche gearbeitet hat, kommt seitdem nicht mehr von dem Thema los.

18.000 Sprünge

1993 zog sie aus ihrer Geburtsstadt Hamburg nach Fehrbellin und begann in der neuen Sprungschule zu arbeiten, die Ralf Heine ein Jahr zuvor gegründet hatte. Durch den Fallschirmsport kam der Kontakt zustande – in der Szene kenne jeder jeden, sagt Nagel. 1995 wurde aus der Einzelgesellschaft eine GmbH mit vier Gesellschaftern – Heine und Nagel zusammen mit den ebenfalls sprungbegeisterten Uwe Reichert und Jürgen Mühling. Der gleichnamige Verein entstand 1996 und hat heute 246 Mitglieder, 150 davon seien regelmäßige Springer, erzählt die Geschäftsführerin. Zusammen mit den Einmalspringern kommen sie auf bis zu 18.000 Sprünge im Jahr.

Freier Fall

Saison ist von März bis Oktober. Dann startet das Mehrzweckflugzeug – eine Cessna Caravan 208B mit Platz für 20 Personen – bis zu 25 Mal täglich in den Himmel. Nach dem Absprung aus 4.000 Metern Höhe folgen etwa 50 Sekunden freier Fall. Bei Tandemsprüngen wird auf 1.500 Metern Höhe der Fallschirm geöffnet, Sportspringer warten bis 1.300 Meter. Wer mit Wingsuit springt, einem speziellen Flügelanzug, der mehr Auftrieb hat, kann bis zu zwei Minuten durch die Luft „fliegen“. Von den Tandemgästen würden etwa fünf bis zehn Prozent anschließend einen Kurs buchen, erzählt Nagel. „Einige werden zu Wiederholungstätern, buchen erneut und bringen dann Freunde, Bekannte, Familienangehörige mit.“

Baracke – Neubau

Die „umgebaute Baracke“, die lange auf dem Flugplatz in Fehrbellin stand und als Firmensitz diente, wurde 2006 mit Unterstützung der Bürgschaftsbank Brandenburg abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. 900.000 Euro hat das Unternehmen investiert. Auch ein Campingplatz mit modernen Sanitäranlagen wurde damals errichtet. Seitdem gehört der Ort zu den „schönsten Sprungplätzen Europas“, wie es einer der Gäste einmal formulierte.